"Begegnungen in Böhmen" mit Edmund Stern im Waldmuseum - 19.08.2025
War es nun ein Museumsbesuch oder ein Kaffeehausbesuch, zu dem sich etliche Freunde Böhmens – Mitglieder des Vereins Über`d Grenz und seiner Tschechisch im Wirtshaus- Gruppe - neulich abends auf Einladung des Vereins im Waldmuseum trafen? Edmund Stern hatte zu einer Lesung aus seinem Buch Begegnungen- Setkání eingeladen, es wurde viel mehr als eine Lesung. Stephanie Falkensteiner, die Museumsleiterin, die diese Veranstaltung ermöglicht hatte, begrüßte im „Kaffeehaus“, einem Ausstellungsteil, den sie eigens zu einem richtigen Kaffeehaus umgestaltet hatte, die Besucher, darunter auch die Glasbotschafterin Anni Rimpler und Ivan Falta, der diese Veranstaltung mit organisiert hatte. Äußerst interessant stellte sie die Planungen zu der aktuellen Sonderausstellung „Gefangen im Überfang – geschichtetes Glas im Wandel der Zeit“ dar, war es doch nicht so einfach, die unterschiedlichen Bedürfnisse und Vorstellungen der Aussteller zu berücksichtigen. Und auch der Kaffee-Teil fügte sich so gut ein, war doch in Böhmen – Herkunftsland vieler ausgestellter Gläser – sowie in Österreich früher das Kaffeehaus ein Zentrum kulturellen Austausches von Künstlern und Literaten. Nachdem man sich schon an den herrlichen Gläsern der Ausstellung erfreut hatte, zog Edmund Stern die Besucher in seinen Bann. Als Bayerwäldler hat er ein unglaubliches Interesse an dem Nachbarland Böhmen entwickelt, was ihn schon 1968 zum „Prager Frühling“ das erste Mal dorthin brachte. Nach der samtenen Revolution waren seine Besuche so zahlreich, dass er wirklich alle Ecken und Winkel Böhmens kennt. Aber hauptsächlich ging es ihm immer, und jetzt auch noch, um die Begegnungen mit den Menschen im Nachbarland. Er eignete sich beste Sprachkenntnisse an, so fand er Zugang zu vielen interessanten Persönlichkeiten, mit denen er auch freundschaftliche Beziehungen bis heute unterhält. Den leider schon verstorbenen Emil Kintzl kannte er schon lange, den Künstler Josef Pospíchal, dessen Zeichnung „Nostalgischer Böhmerwald“ man im Buch bewundern kann, Jiří Mucha, Bürgermeister Filip Smola, Vladěna Tesařová, die Künstlerin des gläsernen Altars in Dobrá Voda, Lukáš Milota, der sich um die Kirche in Maurenzen kümmert und viele mehr, Edmund Stern kommt mit dem Blättern in seinem Buch kaum selbst noch mit und begeistert die Zuhörer mit vielen liebevoll beobachteten Details, so kann er immer wieder nur dazu auffordern, man möge dies in seinem Buch nachlesen. Viel hat er sich auch um die Spuren jüdischen Lebens im Nachbarland gekümmert, so in Klattau und Hartmanice, wo man noch ehemalige Synagogen findet. Und überall dort hat er Menschen kennengelernt, die ihm bereitwillig von der Vergangenheit erzählt haben. Aber auch das böhmische Glas hat ihn begeistert, nicht nur im Museum Klatovy, auch selbst hat er sich eine reiche Sammlung zugelegt. So bekommt man große Lust, den Spuren, die er in seinem Buch aufzeigt, selbst in Böhmen zu folgen, und dies ist auch die Absicht des Autors: Er möchte allen seine Liebe zum Nachbarland übertragen und zu vielen Besuchen einladen, die nicht nur die Wirtshauskultur, sondern auch die Menschen des Landes und deren Besonderheiten erkunden.
In einer kleinen Pause konnten die Besucher nochmal die Glassammlungen der Ausstellung bewundern; Anni Rimpler konnte zu vielen Gläsern etwas erzählen und Edmund Stern führte durch „seine“ Abteilung, die „Tangogläser“ aus der Zeit nach dem 1. Weltkrieg. Ganz modern mutet die Farbgebung eines Teils dieser Gläser an, und der Besitzer erzählte, dass er in der Corona-Zeit sich öfter durch die Betrachtung dieser fröhlich stimmenden Farbgebung der Gläser selbst aufgemuntert hat. Auch dazu ist künstlerisches Glas gut!
Einen herzlichen Dank an Frau Stephanie Falkensteiner und alle, die diesen schönen Abend ermöglicht haben und natürlich auch an Edmund Stern, der vielleicht den einen oder die andere mit seiner Böhmen-Begeisterung angesteckt hat.
Doris Thomas, Verein Über d`Grenz